Dieses Jahr fand das Green Phoenix erstmals an einem anderen Ort statt und zwar im Heilhaus in Kassel. Das Heilhaus ist eine Mehrgenerationen-Gemeinschaft und bietet Möglichkeiten von Geburt bis Tod, d.h. Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung, Pflege und Sterbebegleitung. Es ist ein altes Fabrikareal in Kassel, mit mehreren Neubauten für rund 200 Personen.

Am Green Phoenix fanden sich rund 50 Personen aus allen Kontinenten ein. Es war eine Freude all die Menschen wiederzusehen. Jedes Jahr verbindet und vertieft sich diese Gemeinschaft von Gemeinschaften mehr.

Berichte aus dem internationalen Netzwerk

Erneut berührten die Situationsberichte aus Süd- resp. Zentralamerika, aus Palästina, aus Afrika und aus Asien. Jennifer berichtet von CASA Latina Süd-&Zentralamerika sowie ihrer Funktion in GEN. Sie wurde in einem Slum geboren. Damals musste sie zum Teil zwischen einem Busticket, einer Fotokopie oder etwas zu Essen entscheiden! Sie hatte die Möglichkeit weiterzukommen, Ingenieurin zu werden und mehr von der Welt zu sehen. Nun ist sie Präsidentin von GEN-International, obschon sie nie in einem Ökodorf gelebt hat. Für GEN wünscht sie sich partizipative Führung, nur miteinander gelingt es GEN als derart grosse Organisation in gute Bahnen zu lenken. Von CASA her berichtet sie u.a., dass in Venezuela das GEN-Netzwerk durch die Öl-Mafia zerstört wurde! Viel Unruhe herrscht in verschiedenen weiteren Ländern in Südamerika wie Chile, Bolivien, etc. Es ist, als zeige sich eine Art Aufbruchstimmung als beginne das Volk mehr aufzustehen für mehr Gerechtigkeit.

Die Situation in Palästina und Gaza ist nach wie vor alarmierend. Aida Schibli lädt uns alle ein, das Ökoprojekt in Farkha zu besuchen. Dies wäre ein wichtiger Akt zur Stärkung der Menschen vor Ort und auch politisch relevant.

Durch die Bügerkriegssituation in Kamerun wurde das Ecovillage-Projekt Bafut zerstört. Sonita und Joshua halten sich zurzeit aus Sicherheitsgründen in Europa auf. Sonita berichtet, dass sie bereits viele Freunde, Bekannte und Verwandte verloren haben durch diese prekären Umstände.

Für Ousmane, der über REDES, Netzwerk von Senegal sprach, ist der Kolonialismus realer als je zuvor. Heutzutage gibt es mehrere ‘colonisers’ (China, IWF, etc.), wo es früher ‘nur’ einen gab (Frankreich)! Die gleichen Firmen, die Unterdrückung in Senegal schaffen, tun dies letztlich auch in den Industrieländern. Es wurden mehrere Ölfelder in Senegal entdeckt. ‘Fake’-Firmen kaufen das Land und kreieren Erdölanlagen. Korrupte Führung im Land führt zur Vernachlässigung der Schulen und der Gesundheitsversorgung speziell in ländlicheren Gegenden. Somit ist es nun wichtig, dass das Volk nicht auf die Regierung wartet, sondern selbst initiativ wird. Früher waren sie unabhängig und lebten mehrheitlich ökoverträglich. Neben seinem Dorf, im Norden Senegals in der trockenen Sahelzone, fliesst ein grosser Fluss, sie leben neben dem Wasser, aber eigentlich ist es nicht wirklich nutzbar, da die Verschmutzung so gross ist.

In Kenya, so erzählt Philip, sind sie extremen Folgen des Klimas ausgesetzt. Nebst Dürren zeigen sich andrerseits auch vermehrte Überschwemmungen, was u.a. zu Invasionen von Fliegen führt. Dann wird Chemie eingesetzt, was zu Intoxikationen bei der Bevölkerung führt. Eine starke Separation geschieht zwischen den ‘Tribes’ durch die Minenkooperationen. ‘Als die weissen Missionare nach Afrika kamen, sagten sie: «Schliesst Eure Augen und betet». Nun, da sie ihre Augen wieder öffnen, sehen sie die Katastrophen: Monsanto als Saatmonopol mit Genmanipuliertem Saatgut; Land wird weggenommen, durch Konzerne aufgekauft; Rosenplantagen für die Luxuswelt im Norden nimmt das Wasser, welches sie dringend bräuchten und belastet die Gebiete mit weiteren Chemikalien. Er bat uns alle, über unser tägliches Verhalten zu reflektieren und dies entsprechend zu ändern. Von Otepic aus, kreieren sie eine eigene Samenbank, sodass sie wieder möglichst unmanipulierte und Landeseigene Samen haben.
Die aktuellen Situationen im Gesundheitsbereich sind speziell für Frauen prekär. Für Frauen gibt es bei einer Schwangerschaft nur die Option ins Spital zu gehen oder auf sich selber gestellt zu sein. In den Spitälern sterben viele Frauen, weil die Behandlungen derart schlecht sind. Er selber verlor seine Schwester. Alle Frauen müssen Kaiserschnitt machen, da dies mehr Geld einbringt! Zudem werden nicht selten Babys vertauscht. Familienmitglieder dürfen die Frauen nicht begleiten. Otepic ist nun im Zuge ein Geburtshaus aufzubauen.

Von den rund 4’500 Inseln der Salomon Islands berichtet Andrew, dass diese enorm betroffen sind vom Klimawandel. Viele Bereiche gehen unter durch den steigenden Meeresspiegel oder es besteht eine derart schlechte Gesundheitsversorgung, dass die Menschen durch fehlende Behandlungen sterben. Sie versuchen mittlerweile ganze Dörfer aufs Festland von Australien umzusiedeln. Da jedoch nicht alle entsprechenden Politiker unterzeichnet haben, wurde dieses Vorhaben blockiert. Nun versuchen sie durch Selbstorganisation und einer Unterschriftensammlung weiterzukommen. Sie sind jedoch angewiesen auf finanzielle Unterstützung.

Myanmar ist gemäss Peter, nach wie vor militärisch gesteuert, obwohl sie seit acht Jahren eine Demokratie hätten. Es geschehe viel Korruption in der Politik, aber auch in den Gemeinden. Jade, von der das Land noch einige Ressourcen hätte, fliesst ebenfalls mehrheitlich durch korrupte Hände, sodass das Volk nichts vom Gewinn erhält. Die Armut sei hoch. Über das ganze Land hinweg sei genmanipuliertes Saatgut gestreut. Peter versucht in seinem Projekt einen natürlichen Weg zu fördern u.a. mit Foodforest. Zudem gelingt es ihm immer wieder Buddhisten und Christen zusammenzubringen, die nach wie vor heftige Spannungen hätten. Junge Lehrkräfte seien sehr interessiert am nachhaltigen Weg und besuchten des Öftern sein Projekt.

Von Russland erzählt Igor seine sehr persönliche Geschichte, die jedoch für viele zutreffen mag. Als er im Bauch seiner Mutter war, fand die Katastrophe von Tschernobyl statt. Niemand sprach darüber. Seine Mutter war sehr besorgt und traurig, während seinen jungen Jahren. Sie schien zu ahnen, was das Ganze für langfristige Auswirkungen hatte. Auch heutzutage gibt es Unfälle in Atomkraftwerken, aber es wird kaum informiert, sodass die Leute im ungewissen sind und auch nicht adäquat reagiert werden kann. Viele Menschen nehmen einfach zur Vorbeugung Medikamente gegen Radioaktivität. Die Vergangenheit wird nicht, wie z.B. in Deutschland, thematisiert und aufgearbeitet. Die Waldschule in der er arbeitet, sieht sich zudem konfrontiert mit der Zerstörung des Waldes in ihrer Gegend. Hinzu kommt die Situation in der Ukraine. Das Volk wird bewusst gespalten!

Kreis im Heilraum

Arbeitsgruppen

Nach einem Prozess zur Definition der zentralen Themen, die zu bearbeiten vor lagen, wurden diese in jeweiligen Arbeitsgruppen angegangen: Ecotourismus/Dreamworld/Indigenous Knowledge in Crisis, Young people in community/Transformation processes in elder communities/Extinction rebellion & communities for future/Permaculture in a larger picture/how to cooperate with the non-seen world and nature spirits/GEN-Africa new structure/GEN-forest group

Prozessbild

Begleitend während den Tagen unterstützte uns Kaa mit ihrem kunstvollen und aussagekräftigen Prozessbild. Sie schafft es immer wieder Punkte bildlich hervorzubringen, die wir sonst nicht erkennen würden und hilft auf diese Weise Prozesse voranzubringen!

Das Prozessbild von Kaa

Unterstützung für Ousmane Pame

Der Anlass war gut eingebettet in die Gegebenheiten vom Heilhaus. Während des Heilkreises am Samstag, 26.10.2019, ist Ousmane Pame verunfallt. Dies hat alle sehr bewegt und hatte zur Folge, dass letztendlich eine grosse Solidarität aufkam. Nebst dem, dass das Heilhaus bereit war, ihn in die Obhut zu nehmen und bei Spitalbesuchen und pflegend zu unterstützen, wurde unter der Green-Phoenix- und GEN-Gemeinschaft Geld gesammelt für die Spital-, Aufenthalts- und Reisekosten. Die Operation verlief gut, sodass Ousmane Pame zeitnah in seine Heimat in Senegal zurückreisen konnte. Letztlich kam mehr Geld in kurzer Zeit zusammen als benötigt wurde, was sehr erfreulich war. Dies zeigte ein neues Potential des GEN-Netzwerks für die Zukunft; klare Solidarität und spontane Unterstützungsaktionen innerhalb des GEN-Netzwerks.

Bericht von: Brigitta Spälti, Delegierte Koordinations-Kreis GEN-Suisse, brigitta.spaelti@gen-suisse.ch